Mittwoch, 25. Juli 2007

ohne worte.


oder: kleinkunst in u-bahnschächten.

berlin, bahnhof-klo.


was wäre eine öffentliche toilette in berlin wohl ohne lauschige café del mar-musik im hintergrund? eben. wahrscheinlich nur eine stinklangweilige öffentliche toilette.

anders aber in der landeshauptstadt. schon beim eintreten werde ich freundlich begrüßt (versteckt sich etwa jemand an, womöglich sogar in, der decke? oder habe ich nur zu viel schweigen der lämmer gesehen?). àpropos eintreten: nach geldeinwurf öffnet sich die eingangstür automatisch. das ist besonders für leute wie mich, die immer ein ungutes gefühl dabei haben, türgriffe o.ä. zu berühren (die sagrotangeschädigten), ganz besonders angenehm. und prima, das gute ding schließt sich ebenso vollkommen selbständig.

nun stehe ich also in einem überdimensionalen luxus-dixiklo, dessen größe in etwa vergleichbar ist mit meinem badezimmer zu hause. ...und lasse mich beschallen von sphärischen loungeklängen im hintergrund. an den wänden sind duftspender montiert, so dass ich bei geschlossenen augen ganz automatisch an meinen letzten urlaub zurückdenke.

ganz besonders frauenfreundlich finde ich übrigens auch, dass verschiedene sorten handcrèmes zur verfügung stehen. und wem die 20 minuten zeit, die man hat, ohne dass die tür automatisch aufgeht, nicht reicht, der kann gerne noch 50 cent nachwerfen und den ort der stille noch einmal für weitere 20 min. genießen.

ach, wie sehr hätte ich mir genau so etwas auf's hurricane gewünscht...

Montag, 23. Juli 2007

in memoriam.


oder: a tribute to my old flat!

nun sind die schlüssel übergeben (übergeben ist übrigens auch genau der richtige ausdruck für meine psychische oder besser physische Verfassung). eine letzte träne kullert, ich schließe langsam die tür – ein letztes mal – und schreite in mäuschenschritten die knartschende holztreppe hinunter. draußen regnet's (wie in schlechten amerikanischen blockbustern) und ich fühle mich leer. leer wie meine wohnung.

dieser ganze moment hat was von henry maske und seinem pathetischen abgang mit time to say good bye im hintergrund. mir wird noch schlechter. schnell ins auto und an was anderes denken. aber ich kann nicht.

wie viele tage habe ich in dir gelacht, geweint, geliebt, gehasst, gegessen, getrunken, musik gehört bis zur schmerzgrenze oder auch nur doof die wände angestarrt? jeder brockhausdicke styleguide ist ein witz gegen meine einrichtungs- und gestaltungskonzepte. ohne dich, liebe wohnung, hätte ich nicht unmengen von geld für unmengen von unnötigen dingen bei ikea ausgegeben. ohne dich hätte ich bestimmt schon einen eigenen raum voller schuhe! aber meine phantasie von schuhmengen bis in den himmel mussten weichen, für billy, värde & co.

das habe ich also davon – keine schuhe, kein geld, dafür aber jede menge regale und küchenhängeschränke! ist doch was, oder?

Sonntag, 22. Juli 2007

irgendwo im nirgendwo.


der weg führt zum ziel. das besagt zumindest ein deutsches sprichwort. was aber, wenn ich schon mitten auf dem weg bin, das ziel aber absolut undefiniert ist? oder ich nicht weiß, auf welcher seite der treppe ich mich befinde? geht’s aufwärts ins ungewisse, oder aber abwärts ins ebenso ungewisse? auf jeden fall aber passiert scheinbar irgendetwas. auch, wenn ich nicht weiß, was. aber schon lao tse sagte irgendwann um 500 vor christus: fürchte dich nicht vor der veränderung, eher vor dem stillstand. na dann...

Sonntag, 1. Juli 2007

darum.


1991. ich sitze in der zweiten reihe des englischunterrichts der 5a. es muss irgendwann ganz am anfang des schuljahres sein. meine englischkenntnisse beschränken sich auf erste allgemeine worte und "my name is"-sätze. stolz hole ich mein workbook aus meinem roten scout-schulranzen und blicke erwartungsvoll nach vorne. rechts neben mit liegt mein roter füllfederhalter und wartet auf seinen einsatz.

erinnert ihr euch noch? damals war es irgendwie völlig egal, wie man aussah, was man trug. alles schien – zumindest rückblickend – so sorglos zu sein. morgens schule, nachmittags freunde, abends sport. und niemals stress. herrlich. die einzige existenzielle frage, mit der wir uns in dieser zeit herumplagten war "pelikan oder geha". ich hatte einen roten pelikanfüller.

aber zurück zum thema. anfang des englischunterrichts bekam jeder einen englischen namen. ich hieß jane. jedes mal errötete ich sanft, wenn mein lehrer mich mit jane ansprach.

ungefähr zur gleichen zeit entdeckte ich mein interesse an und für musik. ich bin dankbar, dass ich die stones von anfang mochte. und jedes mal, wenn mick jagger "my sweet lady jane, when I see you again" sang, dachte ich, er hätte dieses lied nur für mich geschrieben. oder zumindest: würde es nur für mich singen.

ach, das leben damals...

ein musikfestival ist keine pauschalreise.


das hurricane-festival am vergangenen wochenende.
ich gebe zu, schon freitag abend hatte ich genau die band gesehen, gehört, gefühlt, auf die ich mich wochen zuvor freute. es war recht spät, ich schätze gegen 23 uhr. mit eisernem willen habe ich mich bis ganz nach vorne durchgedrängelt. ellenbogen setze ich selten ein. an diesem besagten freitag dafür allerdings umso heftiger.

zufrieden und mit schweißerlen auf der stirn stand ich recht weit vorne. und wer jetzt an eine lauschige bühne im sommerwind denkt, der irrt. fakt ist, ich stand im zelt, dessen geschätzten daumendicke plastikwände ähnlich viel frischluft oder geschweige denn sauerstoff durchließen, wie drei schichten hansaplast. abgedeckt mit frischhaltefolie.

übrigens, die band, von der ich gleich schreiben werde, heißt johnossi. zwei wunderbare jungs aus dem noch viel wunderbareren stockholm, die mit gitarre und schlagzeug bewaffnet (nein, bitte nicht an die white stripes denken!) dafür sorgten, dass ich für knapp 1,5 stunden alles um mich herum vergaß. fasziniert starrte ich auf die bühne. mitsingend, mitjubelnd. meine um die hüften gewickelte jacke, die ich unsinnigerweise an diesem viel zu warmen abend mit mir herumschleppte, rutschte merklich gegen boden bzw. nirvana. mein mund war trocken und groß war die sehnsucht nach einem erfrischenden wasser. mit zitronenscheibe. ein hauch von frischluft hätte's für's erste auch getan.

und ja, ich gebe zu, bei man must dance rollte ein warme träne langsam meine wangen hinunter.

bis zu diesem zeitpunkt hätte es besser nicht sein können. wenn nicht, ja, wenn nicht zeitgleich die beastie boys auf einer der hauptbühnen spielten. so, und genau hier endet ein wunderbarer johnossi-gig.

ich vergleiche nachfolgendes geschehen gerne mit einem all inclusive-urlaub unter palmen, wo schon morgens auf das dritte schlecht gebratene rührei ein caipi folgt, so dass spätestens gegen mittag auch die allerletzte, allerkleinste hirnzelle gnadenlos und bestialisch ins jenseits geschossen wird. eine unart der menschen ist, möglichst alles, und ich meine wirklich ALLES, mitnehmen zu wollen, was möglich ist. "wir haben ja dafür bezahlt" – wer hat diese floskel nicht selber schon einmal in den mund genommen?

so auch an diesem abend. liebe, liebe festivalbesucher – es war wirklich sehr, sehr nett mit euch. aber ihr könnt nicht im dreivierteltakt zwischen den beastie boys und johnossi hin- und herspringen!

nein, nein, nein, nein, nein!

es gibt in diesem fall nur genau drei möglichkeiten. entweder ihr entscheidet euch für die beastie boys ODER johnossi oder ihr wechselt so, dass ihr von beiden bands jeweils die hälfte mitbekommt. alles andere sollte verboten bzw. mit 100 stunden sozialdienst oder drei tagen paris hilton-ertragen bestraft werden.

so, für 2008 wisst ihr bescheid. und notfalls bitte ich die security, mich mit den beiden johnossijungs im zelt einzuschließen.

ich und die beiden. dann aber könnte die zeltwand gerne noch ein wenig dicker sein!